[:de]Bericht über die Begegnung und Dialog über „Serotonin“ von Michel Houellebecq[:fr]Compte rendu sur la rencontre et dialogue autour de“Sérotonine“ de Michel Houellebecq[:]

[:de]Michel Houellebecq « Sérotonine »

Begegnung mit einem Buch  am 28. November 2019

Äußerlich ereignet sich nicht viel in diesen fiktiven Erinnerungen, die ein gutes Jahr, etwa 2019/2020 umfassen : Florent-Claude Labrouste, der Ich-Erzähler, ist Agronom, leidet unter Depressionen, die er nur mit Hilfe eines den Serotoninspiegel ausgleichenden Psychopharmakons so weit unterdrückt, dass er bisher überleben konnte. Er kündigt seine gut besoldete Beraterstelle, verlässt seine momentane Lebensgefährtin, taucht in einem Pariser Grandhotel unter, besucht auf einer kurzen Reise einen alten Freund und von Ferne eine frühere Geliebte und erwartet am Ende des Buchs in einem anonymen Pariser Stadtrand-Wohnblock seinen Tod, mit 46 Jahren.

Trotz dieses Inhalts wird die Eingangsfrage des  Abends, ob uns das Buch gefallen habe, von allen außer einer Teilnehmerin spontan  positiv beantwortet.

Die Sprache ist präzise, klar und stellenweise sogar lyrisch. Es gibt viele, sehr schöne Szenen und kleine humorvolle Stellen. Dass ungeniert Markennamen verwendet werden, macht die Beschreibung aktuell, gefällt aber nicht allen.

Die Beurteilung der „Liebesszenen“ bleibt umstritten. Ist das Erotik oder doch Pornographie ?

Die Realität, in der der Erzähler lebt, ist überwiegend bedrückend, in fast visionärer Weise. Zu ihr gehören die große Einsamkeit, die Hilflosigkeit gegenüber den komplexen Entwicklungen der modernen Welt und ihren Erwartungen an den Einzelnen,  die Enttäuschungen. Der gescheiterte Landwirt aus altem Adel, der einzige Freund des Erzählers, erscheint einigen als Heldenfigur.

Aber ist unsere Realität wirklich so negativ, wie sie hier gezeigt wird ? Wenn ja, was hilft es uns, sie auch noch in einem Buch nachzulesen ? Gibt es nicht doch eine Reihe von Momenten, wo Möglichkeiten zu einem verändernden Handeln aufgezeigt werden, die der Erzähler nur nicht ergreift, und auch die Landwirte nicht ? Welche Rolle spielt die Religion am Ende ?

„Sérotonine“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt  und uns zu einem intensiven, langen Gesprächsabend verholfen hat.

Monika Grobecker

BILDER ANSEHEN[:fr]Michel Houellebecq « Sérotonine »

Begegnung mit einem Buch  am 28. November 2019

Äußerlich ereignet sich nicht viel in diesen fiktiven Erinnerungen, die ein gutes Jahr, etwa 2019/2020 umfassen : Florent-Claude Labrouste, der Ich-Erzähler, ist Agronom, leidet unter Depressionen, die er nur mit Hilfe eines den Serotoninspiegel ausgleichenden Psychopharmakons so weit unterdrückt, dass er bisher überleben konnte. Er kündigt seine gut besoldete Beraterstelle, verlässt seine momentane Lebensgefährtin, taucht in einem Pariser Grandhotel unter, besucht auf einer kurzen Reise einen alten Freund und von Ferne eine frühere Geliebte und erwartet am Ende des Buchs in einem anonymen Pariser Stadtrand-Wohnblock seinen Tod, mit 46 Jahren.

Trotz dieses Inhalts wird die Eingangsfrage des  Abends, ob uns das Buch gefallen habe, von allen außer einer Teilnehmerin spontan  positiv beantwortet.

Die Sprache ist präzise, klar und stellenweise sogar lyrisch. Es gibt viele, sehr schöne Szenen und kleine humorvolle Stellen. Dass ungeniert Markennamen verwendet werden, macht die Beschreibung aktuell, gefällt aber nicht allen.

Die Beurteilung der „Liebesszenen“ bleibt umstritten. Ist das Erotik oder doch Pornographie ?

Die Realität, in der der Erzähler lebt, ist überwiegend bedrückend, in fast visionärer Weise. Zu ihr gehören die große Einsamkeit, die Hilflosigkeit gegenüber den komplexen Entwicklungen der modernen Welt und ihren Erwartungen an den Einzelnen,  die Enttäuschungen. Der gescheiterte Landwirt aus altem Adel, der einzige Freund des Erzählers, erscheint einigen als Heldenfigur.

Aber ist unsere Realität wirklich so negativ, wie sie hier gezeigt wird ? Wenn ja, was hilft es uns, sie auch noch in einem Buch nachzulesen ? Gibt es nicht doch eine Reihe von Momenten, wo Möglichkeiten zu einem verändernden Handeln aufgezeigt werden, die der Erzähler nur nicht ergreift, und auch die Landwirte nicht ? Welche Rolle spielt die Religion am Ende ?

„Sérotonine“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt  und uns zu einem intensiven, langen Gesprächsabend verholfen hat.

Monika Grobecke

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